Die Gedanken sind frei

Melodie - Melodie - Aus Schlesien u. Hessen, um 1815
- Andreas, Franz, Günter & Thomas

Volksleid vom Ende des 18 Jahrhdts

1. Die Gedanken sind frei,
Wer kann sie erraten,
Sie fliehen vorbei,
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger erschießen
Mit Pulver und Blei.
Die Gedanken sind frei!

2. Ich denke was ich will
Und was mich beglücket,
Doch alles in der Still',
Und wie es sich schicket.
Mein Wunsch, mein Begehren
Kann niemand verwehren,
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei!
  3. Und sperrt man mich ein
In finsteren Kerker,
Ich spotte der Pein
Und menschlicher Werke.
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei,
Die Gedanken sind frei!

4. Drum will ich auf immer
Den Sorgen entsagen
Und will dich auch nimmer
Mit Willen verklagen.
Man kann ja im Herzen
Stets lachen und scherzen
Und denken dabei:
Die Gedanken sind frei!


1. Die Gedanken sind frei,
wer kann sie erraten,
sie fliegen vorbei
vie ächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen,
es bleibet dabei.
Die Gedanken sind frei!

2. Ich denke, was ich will
und was mich beglücket,
doch alles in der Still,
und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
kann niemand verwehren.
Es bleibet dabei:
die Gedanken sind frei!
3. Sperrt man mich gleich
ein in finsteren Kerker,
so sind es doch
nur vergebliche Werke;
denn meine Gedanken
zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei:
die Gedanken sind frei!

4. Drum will ich auf immer
den Sorgen entsagen
und will mich auch nimmer
mit Grillen mehr plagen.
Man kann ja imm Herzen
stets alchen und scherzen
und denken dabei:
die Gedanken sind frei!

5. Ich liebe den Wein,
mein Mädchen vor allen,
sie tut mir allein
am besten gefallen.
Ich bin nich: alleine
bei meinem Glas Weine:
mein Mädchen dabei,
die Gedanken sind frei.


Text und Melodie in "Lieder der Brienzer Mädchen", in Bern zwischen 1810 und 1820 gedruckt; oben ähnlich Hoffmann-Richters "Schlesischen Volksliedern", Leipzig 1842 Text auf süddeutschen Flugblättern aus der Zeit zwischen 1780 und 1800. Der Grundgedanke ist schon in Freidanks mittelhochdeutscher Spruchdichtung "Bescheidenheit" (d. h. Bescheidwissen, Lebensweisheit) vom Jahre 1229 ausgesprochen: "Diu bant mac nieman vinden, diu mine gedanke binden". Walther von der Vogelweide (etwa 1170 bis 1230) singt: "Sind doch Gedanken frei", der österreichische Minnesänger Dietmar von Aist (12. Jahrh.): "Die Gedanken, die sind ledig frei"
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