An der schönen blauen Donau


Melodie - Johann Strauß II, 1867 (1825-1899)

Franz von Gernerth

Donau so blau,
Durch Tal und Au
Wogst ruhig du dahin,
Dich grüßt unser Wien,
Dein silbernes Band
Knüpft Land an Land,
Und fröhliche Herzen schlagen
An deinem schönen Strand.

Weit vom Schwarzwald her
Eilst du hin zum Meer,
Spendest Segen
Allerwegen
Ostwärts geht dein Lauf,
Nimmst viel Brüder auf:
Bild der Einigkeit
Für alle Zeit.
Alte Burgen seh'n
Nieder von den Höh'n,
Grüßen gerne
Dich von ferne
Und der Berge Kranz,
Hell vom Morgenglanz
Spiegelt sich in deiner Wellen Tanz.

Die Nixen auf dem Grund,
Die geben's flüsternd kund
Was alles du erschaut,
Seitdem über dir der Himmel blaut.
Drum schon in alter Zeit
Ward dir manch' Lied geweiht,
Und mit dem hellsten Klang
Preist immer auf's Neu' dich unser Sang.
Halt an deine Fluten bei Wien,
Es liebt dich ja so sehr
Du findest, wohin du magst zieh'n,
Ein zweites Wien nicht mehr.
Hier quillt aus voller Brust
Der Zauber heit'rer Lust,
Und treuer deutscher Sinn
Streut aus seine Saat von hier weit hin.

Du kennst wohl gut deinen Bruder, den Rhein
An seinen Ufern wächst herrlicher Wein,
Dort auch steht bei Tag und bei Nacht,
Die feste treue Wacht.
Doch neid' ihm nicht jene himmlische Gab'
Bei dir auch strömt reicher Segen herab,
Und es schützt die tapfere Hand
Auch unser Heimatland.
Drum laßt uns einig sein,
Schließt Brüder fest den Reig'n,
Froh auch in trüber Zeit,
Mut, wenn Gefahr uns dräut!
Heimat am Donaustrand,
Bist uns'rer Herzen Band;
Dir sei für alle Zeit
Gut und Blut geweiht!

Das Schifflein fährt auf den Wellen so sacht,
Still ist die Nacht, die Liebe nur wacht,
Der Schiffer flüstert der Liebsten ins Ohr,
Daß längst schon sein Herz sie erkor.
O Himmel sei gnädig dem liebenden Paar,
Schütz' vor Gefahr es immerdar!
Nun fahren dahin sie in seliger Ruh
O Schifflein immer nur zu!

Junges Blut, frischer Mut,
O wie glücklich macht,
Dem vereint ihr lacht!
Lieb und Lust schwellt die Brust,
Hat das Größte in der Welt vollbracht.

Nun singst ein fröhliches seliges Lied,
Das wie Jauchzen die Lüfte durchzieht,
Von den Herzen laut wiederklingt
Und ein festes Band um uns schlingt.
Frei und treu in Lied und Tat,
Bringt ein Hoch der Wienerstadt,
Die aufs Neu' erstand voller Pracht
Und die Herzen erobert mit Macht.

Und zum Schluß bringt noch einen Gruß
Uns'rer lieben Donau, dem herrlichen Fluß!
Was der Tag uns auch bringen mag
Treu und Einigkeit
Soll uns schützen zu jeglicher Zeit
Ja Treu und Einigkeit!


Josef Weyl, 1867

Wiener seid froh
Oho, wieso
No so blickt nur um!
I bitt', warum?
Ein Schimmer des Lichts
Wir seh'n noch nichts.
Ei, Fasching ist da!
Ah so, na ja!
Drum trotzet der Zeit
Der Trübseligkeit.
Ah! Das wär g'scheidt!
Was nützt das Bedauern
Das Trauern
Drum froh und lustig seid.

|: Ehrt das Faschingsrecht,
   Wenn auch noch so schlecht
   Die Finanzen,
   Laßt uns tanzen;
   Heut zu Tage schwitzt
   Wer im Zimmer sitzt,
   G'rad so wie der Tänzer-Schwall
   Auf'n Ball. :|

|: Der Bauer kratzt sich sehr,
   Daß die Zeiten gar so schwer,
   Nimmt sich an Rand mit G'walt
   Zum Steueramt rennt er halt
   Hin und zahlt. : |
Das Geld ist jetzt hin, das is g'wiß
Das geb'ns nit mehr heraus,
So weil jetzt der Fasching g'rad is,
Ist Ball im G'moanwirtshaus;
S'gibt saubre Diarndl'n noch
An G'strampften tanzen wir doch
Wann uns das Geld auch fehlt.
Es hat ja fast d'ganze Welt
Kein Geld!

Ein dicker Hausherr, der ärgert sich sehr,
Es steh'n im Haus alle Wohnungen leer,
S'macht nix, er geht trotz seiner Gall
Halt doch auf'n Maskenball.
Fehl'n auch sechs Zinsparteien
G'steigert wern d'Andern halt
Morg'n zieht a Künstler ein,
Der aber g'wiß nix zahlt,
Pfänd't man, ist's ärgerlich,
D'Leut hab'n nix hint und vorn
So denkt der Hausherr sich
Und tanzt voll Zorn.

Der Künstler fühlt in der Grazien Näh'
Wohl sich und weh
Wie's Fischlein im See
Verkörpert sieht er im heitersten Strahl
Sein längst schon geträumtes Ideal
Er ist's, dem die Musen die Stirne geküßt,
S'Leben versüßt,
Den die Schönheit begrüßt
Wo Freude und Liebe erblühen im Keim,
Fühlt sich der Künstler daheim.
Rasch im Schwung,
Frisch und jung
Kündet meisterlich
Jeder Künstler sich,
Drum mit Recht steht die Kunst
Bei den Damen in so hoher Gunst.

Selbst die politischen, kritischen Herr'n
Drehen weise im Kreise sich gern,
Wenn auch scheinbar bewegend sich keck,
Kommen sie doch niemals vom Fleck,
Wie sie so walzen, versalzen sie meist
Trotz der Mühen die Brühen im Geist
Wie's auch Noten schreib'n noch so so exakt
Kommen's leider Gott stets aus dem Takt.
D'rum nur zu
Tanzt ohne Rast und Ruh',
Nützet den Augenblick,
Denn sein Glück
Kehrt nicht zurück.
Nützt in Eil'
Das was Euch heut zu Theil,
Denn die Zeit entflieht
Und die Rose der Freude verblüht.
D'rum tanzt, ja tanzt, ja tanzt


Karl Beck, ~1850 (1817-1879)


Ca. 1850 schrieb Carl Beck ein Gedicht mit dem Titel "An der schönen blauen Donau", das mit der Zeile "Donau so blau, so blau " endet. Beck hat mehr als 20 Bände Gedichte meist sozialkritischen Inhalts geschrieben, es hat aber sonst nichts mit dem Walzer zu tun!

Johann Strauß, der selbst etwas sozialistisch angehaucht war, nahm den Titel dieses Gedichtes als Titel für den 1867 komponierten Donauwalzer.

Im selben Jahr dichtete Josef Weyl, der Chormeister des Wiener Männergesangsvereins einen Text für eine Choraufführung anläßlich der Einweihung einer Gas-Straßenbeleuchtung in einem Wiener Bezirk. Dieser Text ist verlorengegangen, und wurde von Weyl für den allgemeinen Chorgebrauch als Faschingslied "umgedichtet", wobei er wahrscheinlich die ersten sechs Zeilen des ursprünglichen Liedes beibehielt.

Franz von Gernerth vergewaltigte den Walzer kurz danach nochmals mit dem jetzt noch immer gebräuchlichen Text, wobei der die Zeile "Donau so blau" des ursprünglichen Gedichtes verwendete.

Vor Genuß des Textes einen tiefen Schluck aus einer Flasche tun, auf nüchternen Magen ist der Text schwer verdaulich! Heinz Hantschel, Wien 1998

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