Et wassen twe Küniges Kinner

Melodie - Alte Volksweise

Altes Volkslied, in ganz Deutschland verbreitet; schon im 16. Jahrhundert in niederländ. Fassung

1. Et wassen twe Küniges Kinner,
de hadden enanner so lef;
de konnen to nanner nich kummen,
|: dat Water was vil to bred. :|

2. "Lef Herte, kannst du der nich swemmen?
Lef Herte, so swemme to mi!
Ick will di twe Keskes upstecken,
|: und de sölld löchten to di!" :|

3. Dat horde ne falske Nunne
up ere Slopkammer, o weh!
Se deit de Keskes utdömpen:
|: lef Herte blef in de See. :|

4. Et was up en Sundage morgen,
de Lüde wören alle so froh,
nich so des Küniges Dochter,
|: de Augen, die saten er to. :|

5. "O Moder," sede se, "Moder!
Mine Augen dod mi der so weh;
mag ik der nich gon spazeren an de
|: Kant von de ruskende See?" :|

6. De Moder genk to de Kerken,
de Dochter genk an de Seekant,
se genk der so lange spazeren,
|: bes se enen Fisker fand. :|

7. "O Fisker, leveste Fisker!
Ji könnt verdenen grot Lon,
settet jue Netkes to Water,
|: fisket mi den Künigessohn!" :|

8. He sette sin Netkes to Water,
de Lotkes sünken to Grund,
he fiskde und fiskde so lange,
|: de Künigssohn wurde sin Fund. :|

9. Do nam de Künigesdochter
von Hoefd ere goldene Kron:
"Süh do, woledele Fisker!
|: Dat is ju verdende Lon." :|

10. Si nam in ere blanke Arme
den Künigessohn, o weh!
se sprank mit em in de Wellen:
|: "Lev Vader, lev Mmoder, ade!" :|
  11. Dieselbe Weise es waren
zwei Königskinder, die hatten einander so lieb;
sie konnten zusammen nicht kommen,
|: das Wasser war viel zu tief. :|

12. "Ach Liebster, könntest du schwimmen,
so schwimme doch her zu mir!
Drei Kerzen will ich anzünden,
|: und die sollen leuchten dir." :|

13. Das hört' eine falsche Nonne,
die tat, als wenn sie schlief;
sie tät die Kerzlein auslöschen,
|: der Jüngling ertrank so tief. :|

14. Es war am Sonntagmorgen,
die Leute war'n ale so froh,
nicht so die Königstochter,
|: die Äuglein saßen ihr zu. :|

15. "Ach Mutter, herzliebste Mutter,
mein Kopf tut mir so weh;
darf ich nicht gehn spazieren
|: an dem Strand von der rauschenden See?" :|

16. Die Mutter ging zur Kirche,
die Tochter ging an den Strand,
sie ging so lange spazieren,
|: bis sie einen Fischer fand. :|

17. "Ach Fischer, liebster Fischer,
willst du verdienen groß' Lohn,
so wirf dein Netz ins Wasser
|: und fisch mir den Königssohn!" :|

18. Er warf das Netz ins Wasser,
es ging bis auf den Grund;
er fischte und fischte so lange,
|: bis er den Königssohn fand. :|

19. Was nahm sie von ihrem Haupte?
Eine goldene Königskron:
"Sieh da, du wohledler Fischer,
|: hast deinen verdienter Lohn!" :|

20. Sie schwang sich um ihren Mantel
und sprang wohl in die See:
"Gut' Nacht, mein Vater und Mutter,
|: Ihr seht mich nimmermeh!" :|

21. Da hört man Glöcklein läuten,
da hört man Jammer und Not:
Hier liegen zwei Königskinder,
die sind alle beide tot!


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