Weserlied

Melodie - Gustav Pressel

Franz von Dingelstedt

Hier hab' ich so manches liebe Mal
Mit meiner Laute gesessen,
Hinunterblickend ins weite Tal,
Mein selbst und der Welt vergessen.
|: Und um mich klang es so froh und so hehr,
Und über mir tagt es so helle
Und unten brauste das ferne Wehr
Und der Weser blitzende Welle. :|

Wie liebender Sang aus geliebtem Mund,
So flüstert es rings durch die Bäume,
Und aus des Tales off'nem Grund
Begrüßten mich nickende Träume.
|: Und um mich klang es so froh und so hehr,
Und über mir tagt es so helle
und unten brauste das ferne Wehr
Und der Weser blitzende Welle. :|

Da sitz' ich aufs Neue und spähe umher
Und lausche hinauf und hernieder.
Die holden Weisen rauschen nicht mehr,
Die Träume kehren nicht wieder.
|: Die süßen Bilder wie weit, wie weit!
Wie schwer der Himmel, wie trübe!
Fahr wohl, fahr wohl du selige Zeit!
Fahrt wohl, ihr Träume der Liebe! :|


Franz von Dingelstedt, * 30.4.1814, Halsdorf bei Kirchhain/Hessen-Kassel, † 15. Mai 1881, Wien Dingelstedt war Dichter, Autor, ab 1867 Direktor des Hofoperntheaters, ab 1872 Direktor des Hofburgtheaters. Das Weserlied schrieb er in mehreren Fassungen. Die Fassung von 1835 erschien 1836 im "Deutschen Musenalmanch". Vertont wurde die dritte Fassung von 1845.   Gustav Pressel, * 11.6.1827, Tübingen, † 30.6.1890, Berlin Pressel studierte in Berlin und Wien Theologie und Musik. 1845 folgte er einer Einladung von Franz Liszt nach Weimar. Dort sah er den Text des Weserliedes von Dingelstedt in seiner dritten Fassung von 1845 und vertonte es.
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