Ja, ja

Melodie -

Robert T. Odeman

Du hast die dreißig überschritten
Und weißt, du stehst im vollen Saft.
Du bist im Vollbesitz, bist noch inmitten
Der ungeschwächten, ganzen Kraft.
Vertane Zeit ist nicht vertrödelt,
Die holst du ein ganz mühelos,
Die hat geschlummert, kommt veredelt
Nach einunddreißig dann ganz groß.

Du hast die vierzig überschritten,
Bist angefüllt mit Zuversicht,
Du bist jetzt reifer, unbestritten,
Versäumtes gibt es einfach nicht.
Der Spiegel zeigt im Badezimmer
Dein Bild, das dir noch wohl gefällt,
Auch kleidet dich der Silberschimmer,
Der sich im Haar jetzt eingestellt.
Doch nun hörst du gern Komplimente,
Die dir ein junges Wesen macht,
Daß es mit Reiferen nur könnte-
Wie streicheln wirkt es , sanft und sacht.
Zwar neigen deine schlanken Glieder
Zu einer leichten Rundung sich,
Du sagst: " Na, schön, das gibt sich wieder.
Auch finde ich, es kleidet mich."

Du hast die fünfzig überschritten,
Bist jetzt von allen anerkannt
Und allerorten wohlgelitten,
Doch was dir sonst so prächtig stand
In deiner Kleidung, dieses Flotte,
Das läßt du eines Tages weg,
Das wird verworfen als Marotte.
Doch heimlich kriegst du einen Schreck:
Es ist ein erstes Abschiednehmen,
Doch mogelst du und sagst: " Ach, wo,
Soll ich mich meiner Jahre schämen?
Im Gegenteil, ich bin sehr froh!"
Die Liebe, die galanten Stunden,
Sie werden mäßig ausgeübt,
Und wenn du ein Objekt gefunden,
Ist der Genuß dann doch getrübt.
Du denkst an Mitleid, das entgegen
Dir jemand bringt, wenn man dich küßt.
Dann denkst du plötzlich ganz verlegen:
Ob das etwa ein Opfer ist ?

Hast du die sechzig überschritten,
Wirst du auf einmal hundsgemein
Und sagst: " Man sollte mich hübsch bitten,
Einmal mit mir vereint zu sein."
Doch kaufst Hormone dir und Pillen
Beim Apotheker heimlich dir,
Um deine Sehnsucht zu erfüllen.
Der Winter naht, du armes Tier.
Jetzt heißt es wacker einzuheizen,
Es wird nun doch schon merklich kalt.
Jetzt heißt es mit den Kräften geizen,
Doch wer da sagt: "Du wirst alt",
Dem möchtest du gleich an den Kragen.
Hol ihn der Geier und die Pest.
Du kannst die Wahrheit nicht ertragen,
Die sich nicht mehr vertuschen läßt.

Und sind die siebzig dann gekommen,
Von hinterrücks voll Niedertracht,
Gehst zu den Heuchlern du und Frommen
Und sagst: "Das hab ich nie gemacht!
Was diese jungen Leute treiben,
Da fehlt doch jegliche Moral!
Die sollen mir vom Leibe bleiben!"
Doch möchtest du gern selbst noch mal . . . . . .
 

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