Lied der Blaudrossel

Melodie -

Joseph Viktor Widmann

Du schöne Welt, ade, ade!
Ich muß dahin, mein Herz ist krank.
Doch, liebe Welt, nimm, eh' ich geh,
Noch diesen letzten Lebensdank.

Mich däucht, einst war ich nicht dabei,
Von allem Anfang war ich nicht.
Doch ein Gefängnis brach entzwei,
Und um mich wallte Luft und Licht.

O! Luft und Licht lang blieb ihr treu,
Bis nah an diese Dämmerung
Und waret täglich schön und neu,
Und ich war froh und ich war jung.

Mein Blut ging warm, mein Blut ging heiß,
Die Brust geschwellt vom Lustgesang,
Und Lust war auch der Arbeit Fleiß ,
Der längste Tag mir nicht zu lang.

Aus Halmen flocht ich mir ein Haus
Und hing es an die Felsenwand,
Und flog am frühen Morgen aus
Ins unermeßlich weite Land.

Da kam der unvergessne Tag,
Da mir auf solcher Frühlingsfahrt
Auf meines schönsten Liedes Schlag
Der Liebe süßes Echo ward.
Es schien ein Spiel und war ein Ziel
Und gab dem Leben erst Gestalt,
Selbst Sorge, die uns oft befiel,
Verlieh nur desto festern Halt.

Warum nur dünkt mich heut ein Fest,
Was einst ich kaum ertrug vor Gram?
Die Schlange kroch uns doch ins Nest!
Der Falke mir den Gatten nahm!

Und wenn ich endlich aufgebracht
Mit Müh und Not die junge Brut,
So hat sie bald sich fortgemacht,
Zu proben eignen Lebensmut.

Und einsam wieder ward mein Flug,
Und manche dunkle Nacht verstrich,
In der mein Herz in Ängsten schlug,
Weil Mord auf meinen Spuren schlich.

Ich weiß nicht war mein Leben leicht?
Es war am Ende voll beschwer?
Jetzt aber, da es mir entweicht,
Strömt voller Glanz aus ihm mir her.

O große Welt! ich bin so klein
Und muß nun gehn - mein Herz ist krank.
Nun werd' ich nie und nimmer sein...
Du schöne Welt, hab' Dank...hab' Dank.

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