Der Tod


Melodie -

Felix Dahn 1834-1912

Einst saß ich, ein Kind, mit der alten Amme,
allein in dem öden, geräumigen Haus, --
es brannte spärlich am Herde die Flamme, --
um die Mauern heulte Novemberbraus.
Durch den Nußbaum fuhr's wie tausend Gespenster,
der Sturm bog seufzend die Äste schwank, --
den kalten Regen schlug er ans Fenster
und der entblätterten Rebe Gerank.

Ängstlich im Käfig flattert' der Zeisig, --
die Wanduhr stand -- schwer hing das Gewicht --
die Ampel erlosch, -- am Herde der Reisig
warf ins Gemach ein flackerndes Licht.
Ich lauschte stille -- mit banger Gebärde --
hielt enge mich fest an der Alten Gewand,
sie betete leis -- da war am Herde
die Flamme mählich herabgebrannt.

Nun räumte sie weg die verkohlten Brände --
nur an einem glomm noch ein Funke rot
und knisterte noch -- und erlosch am Ende, --
da sagte sie: Kind, sieh, so ist der Tod.
Sie ist selber lang gestorben indessen,
längst zog von dem alten Haus ich fort:
doch werd' ich mein Lebtag nimmer vergessen
die schaurige Stunde, das schaurige Wort.

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