Elsaß, im Frühling 1945

Aus der Zeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace", 1945

Dieses Gedicht wurde in den ersten Monaten des Jahres 1945 in einem Dorf nördlich von Straßburg geschrieben.

Das Ofentürlein steht ein wenig auf.
Es ist mein Licht in diesen trüben Zeiten.
Im gelben Schein, der manchmal flackert auf,
Laß ich den Bleistift über Blätter gleiten.

Ich lausch hinaus, es knattert, dröhnt und zischt.
Ich folg dem Abschuß, hör den Einschlag krachen.
Im dunklen Raum, beim matten Kohlenlicht,
Hör um mich rum ich tausend Teufel lachen.

Sie lachen, und mir ist so trüb zu Mut,
Denn zwischen Abschuß-Einschlag liegt Verderben.
Da wo es hinschlägt rinnet Menschenblut.
In dieser Nacht geht manches Heim in Scherben.

Schon Wochen geht das Ringen hier am Rhein,
Mein ganzes Sein, es hängt am dünnsten Faden.
Die nächste Stunde kann die letzte sein.
Vielleicht schon ist das Rohr für mich geladen!

Und schläfrig flackerts aus der Ofentür,
Doch bin ich froh um dieses Leuchten.
Ich schreibe Verse. Kann ich was dafür,
Wenn durch den Rauch sich meine Augen feuchten?

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