1. Gut Ritter ritt wohl durch das Ried, Er sang eine schönes Tagelied, Er sang mit heller Stimme, Daß Berg und Burg erklingen. 2. Die Jungfrau an dem Fenster lag, Sie hörte den Ritter singen: "Ja, wer ist, der da singet? Mit dem will ich von hinnen." 3. "O Jungfrau, wollt ihr mit mir gahn, Ich will Euch lehren, was ich kann, Ich will Euch lehren singen, Daß Wald und Feld tut klingen." 4. Er schwang seinen grünen Schild neben sich, Seine schöne Jungfrau hinter sich, Er eilet also balde Zu einem grünen Walde. 5. Sie kamen tief in den Wald hinein, Und da fand sich weiter niemand ein Denn nur eine weiße Tauben Auf einer Haselstauden. 6. "Ja, hör und hör, du Fridburg, Ja hör und hör du Jungfrau gut: Der Ulinger hat elf Jungfrauen gehangen, Die zwölfte hat er gefangen." 7. Sie wand ihre Hände, rauft' aus ihr Haar, Sie klagt Gott ihr Leid offenbar: "Ich bin so fern im tiefen Tal, Daß mich ein Mensch nicht hören mag. 8. So bitt ich dich, du Ulinger, So bitt ich dich, du trauter Herr: Du wollest mir erlauben Zwei Schreie oder drei!" |
9. "Das soll dir wohl erlaubet sein, S'ist niemand da, ders hören kann, Als nur die kleinen Täubelein, Die hier so fliegen aus und ein. 10. Der erste Schrei, den sie drauf tat, Da rief sie Gott im Himmel an, Den andern Schrei, den sie drauf tat, Da rief sie ihren Vater an. 11. Der dritte Schrei, der sie drauf tat, Da rief sie ihren Bruder an: "Ach, liebster Bruder komm balde, Hilf mir aus diesem Walde!" 12. Ihr Bruder über den Hof einritt Und gleich er zu den andern sprach: "Mich dünkt in all meinem Sinne, Ich hör meiner Schwester Stimme." 13. Er ließ seinen Falken fliegen Und seine Hunde stieben, Er eilet alsobalde Hin zu dem finstern Walde. 14. "Was tust du, Ritter Ulinger, Was tust du hier, mein lieber Herr?" "Ich tu mir eine Schlinge winden, Daran ich kann mein Fohlen binden!" 15. "Und stehst du hier und windst ein'Schling' Da du dein Fohlen binden willst, So sag ichs dir, auf Treue mein: Du selber sollst das Fohlen sein! 16. Jetzt bleib du hier hängen und faulen, Kein Mensch wird um dich trauren!" Drauf schwang er Friburg auf sein Ross Und ritt gen seines Vaters Schloß. |
Einst viel gesungenes Volkslied des 14. oder 15. Jahrhunderts, das im 16. Jahrhundert in zahlreichen Drucken erscheint. Das Motiv ist die Blaubart-Sage, hervorgegangen aus dem mittelalterlichen Glauben an die Heilung schwerer Krankheit durch Jungfrauenblut. |
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