Gutshof in Kurland

Melodie -

Gertrud von den Brincken

Hier war der Fußweg, der zum Wäldchen ging,
aus dem im Sommer die Zigeuner kamen,
ein Windenduft um alle Hecken hing
wie ein verwehtes Märchen ohne Namen...

Hier lag der Feldstein immer sonnenheiß
am Gartenende, wo wir wartend saßen,
eh Gäste kamen; schmal und flimmerweiß
sahn wir sich kreuzen fern im Tal die Straßen.

Von hier aus hab' ich oft, wer weiß wie lang,
ins Land geschaut, wenn's blau und blauer blaßte,
und Gott gesehn auf seinem Abendgang;
wie er das Land in seine Arme faßte.

Noch beugt die alte Birke sich, als wär
sie Wächterin vor unsres Gartens Graben;
durch ihre Zweige wird der große Bär
den ersten Blick in die Veranda haben.

Das Flüßchen kichert mit gedämpftem Laut
im Wiesengrund, dem schwalbenaugen-bunten,
nur daß sich keiner heute selig schaut
an diesem Stückchen Himmelreich hier unten.

Noch harft durchs Gitterwerk am Stall der Wind,
noch ziehen heim am Rain entlang die Herden,
nur daß seitdem die Zäune nicht mehr sind,
am Hang die Veilchen totgetreten werden ...

Im Nebel stehen die Weiden Hand in Hand
am Weg, den bahnwärts unser Wagen rollte,
die Räder knirschen durch den grauen Sand -- ...
Ach, daß heut keine Seele dieses Land
als Seele liebt, wie Land geliebt sein sollte!

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