An die Musik

Melodie - J. F. X. Sterkel, 1750-1817

1. Holde Göttin schwebe nieder,
Rühre deine Laute wieder
Und begeistre mein Gefühl;
Manche froh genoss'ne Stunden,
Manchen Trost bey regen Wunden
|: Dank ich dir; mein Saitenspiel. :|

2. Du vermählest Harmonien,
Jedes Herz an dich zu ziehen,
Stimmst zu Schwermuth, Ernst und Scherz.
Freundin bist du dem Entzückten,
Trösterin dem Unbeglückten,
|: Theilst mit jedem Lust und Schmerz. :|

3. So in Tiefen, wie in Höhen,
Schwebest du mit leisem Wehen
Durch die fühlende Natur.
Rings in ihrem weiten Kreise
Fühlt der Rohe, wie der Weise,
|: Deines Zaubers süße Spur. :|

4. Will der Mensch von Erdendingen
Sich empor zum Himmel schwingen,
So erhebt ihn dein Gesang.
Und in frommer Andacht Feuer
Fühlt er seine Seele freyer,
|: Die dein hoher Geist durchdrang. :|
  5. Wünscht sein Herz sich zu vergnügen,
Athmet es in vollen Zügen
Deine Melodien ein.
Du erzeugst bei frohen Festen
Fröhlichkeit in heitren Gästen,
|: Lehrst sie, sich der Freude weihn. :|

6. Öfters rollt von muntren Wangen
Eine Thräne voll Verlangen,
Die sich willig dir ergab.
Öfters zwingt mit frohen Scherzen
Deine Kunst dem bängsten Herzen
|: Ein vergnügtes Lächeln ab. :|

7. Lieblich singst du aus dem Schäfer,
Schwirrst aus dem berauschten Käfer,
Murmelst in des Baches Fall.
Lispelst in des Hains Gefiedern,
Wehst in meines Bürgers Liedern,
|: Lebst, und wirkest überall. :|

8. Schöpferin der reinsten Freuden,
Freundin in geheimen Leiden,
Du beglückst von Pol zu Pol.
O! Laß nie dem Gram die Zügel,
Doch der Hoffnung leihe Flügel,
|: Ihre Täuschung thut so wohl. :|

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