Der Vater

Melodie -

Hans Leicht

Ich habe einst gewaltige Gesichte
im blauen Himmel knabenhaft geschaut:
Aus eigner Kraft mich Dächern hoch im Lichte
mir eine reiche Riesenstadt erbaut.
Geherrscht hab ich darin mit Macht und Liebe,
mein Wille war die Feder im Getriebe.
Am Leben mußte meine Stadt verbrennen, --
aber mein Sohn, du wirst sie bauen können.

Ich jagte Wolken wechselnd vielgestaltig,
erträumte mich an Körper hünenhaft,
am Geiste später reich und allgewaltig
als Sänger, der im Worte Ewiges schafft.
Ich wollt im Fluge dann die Welt erstürmen,
zu Pracht und Prunk und Schönheit Schätze türmen.
Gestrebt hab ich und wieder nachgelassen, --
aber mein Sohn, du wirst dein Ziel erfassen.

Mein Leben wurde klein und machte mürbe,
entriß mir meine Pläne fetzenweis --
nur du bist mir geblieben. Wenn ich stürbe,
ich hätte nur noch einen Glauben heiß:
Nicht unnütz hat mein Schicksal mich zerrieben,
ich werde in dir wirken, wachsen, lieben,
denn all mein Blut hab ich an dich gegeben, --
aber mein Sohn, du wirst dich selber leben.

Du wirst Du sein: dein eigener Gedanke.
Ich war die Sprosse, doch zu bist der Sprung.
Ich war der Stock, du bist die Rosenranke.
Ich bin gebrochen, aber du bist jung.
Mein Flüßchen ist in dir zum Strom geschwollen,
mein Wünschen ist in dir gereift zum Wollen.
Ich bin gefallen. Laß mich sterbend liegen! --
Kämpfe, mein Sohn, ich werde in dir siegen.
 

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