Künstler und Volk

Melodie -

Josef Weinheber

Lebt ein Leib ohne Herz? Und du
Volk, lebst ferne der Kunst? Adelst die Hände nicht,
die den Traum deiner Stirn, getreu,
binden an das Gesetz? Siehe die bildenden!

Wie? Du leidest, und Leid beraubt
dich, zu horchen hinab, wo das Geheimnis ruht?
Wann denn hätte nicht jeglich Leid
Ehr gezollt dem Gefäß, Ehrfurcht des Leidens Maß,
  Ruhm dem Herzen? Du duldest, Volk:
Aber, bittrer allein, duldet dein Genius.
Not des Leibs, sie vergeht im Leib,
doch das Opfer der Kunst, da es vergeblich war,

kann nicht hingehn. Es zeugt, es weist
allem spätern Geschlecht stumm die Entartung vor.
Denn so leidet kein Hungernder;
und der Sterbende wird besser, fürwahr, erlöst.

Ach, ein Volk, das nicht hört, sein Herz
nicht mehr hört, ist vorbei. Jeder Altar versöhnt
den ihm eigenen Gott. Ein Rauch-
werk ins Leere ist Hohn, frevelnder. Denk es, Volk!

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