1. Morgen muß ich scheiden, prächtiges Berlin! Alle meine Freuden schwinden nun dahin. Wollte, daß die andern aus dem Tore wandern! Lebe wohl, du schöner Ort, morgen muß ich fort! 2. Unter deinen Linden, wenn der Frühling lacht, tun sich abends finden, die den Tag vollbracht. Seelenruh und Stärke nach des Tages Werke: an des Liebchens Brust ruht sich's voller Lust! 3. Kommt mein Schatz gegangen, setzt sich auf meinen Schoß, streichelt mir die Wangen, gibt mir einen Kuß, führt mich auf ihr Zimmer, das vergeß ich nimmer. Ihr Bett war fein gemacht, das war eine Pracht! 4. Auf der Hasenheide, wo ich so oft vergnügt, wohin die Liebesfreude mich so oft verfügt, Stunden sind dort verflossen, die hab ich genossen, Stunden sind dahin, prächtiges Berlin. 5. Auf der Friedrichstraße, wo das Postamt steht, stand ich in der Masse, wart auf mein Paket. Drinnen war'n so viele für die Herrn Offiziere, aber keins für mich: Kohldampf fürchterlich!

6. Auf der Hasenheide, wo der Schießstand liegt und so manche Kugel hin nach Döberitz fliegt Hauptmann, der tat fluchen: "Kugeln sollst du suchen und noch obendrein in den Zielverein!" 7. Auf der Hasenheide, prächtiges Berlin, da schaut ein Gebäude stolz und kühn dahin. Und tut man mich fragen nach des Hauses Namen, rufe ich dir zu: "Vater Philipps Ruh!" 8. An der Königsmauer, wenn der Mond aufgeht, stand ich auf der Lauer, bis die Tür aufgeht. Drinnen in der Stube sitzt ein kleiner Bube, spielt uns etwas vor von dem Gardekorps. 9. Moabit und Pankow, auch Charlottenburg, nochmals möcht ich reisen eure Fluren durch! Schöneberg vor allen hat mir wohlgefallen, lebe wohl auch du, Lichtenberg dazu! 10. Lebe wohl, mein Mädchen, weil ich scheiden muß! In ein andres Städtchen ich nun wandern muß. Lebet wohl, ihr Feinde, auch ihr guten Freunde, bleibt, ihr Linden, grün, lebe wohl, Berlin!

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