Melancholie

Melodie -

Waldemar Bonfels

O meiner Traurigkeit erhabenes Dunkel,
ihr blauen Wolken der Melancholie!
hüllt ihr aufs neu' das fröhliche Gefunkel
der Sterne ein und überflutet sie?

Was hilft dem Geist, daß er ihr Strahlen weiß,
und was der Sehnsucht, daß sie krank und wehe
die Schleier scheucht, in ungerechtem Fleiß,
der mich verdirbt, da ich sein Ziel nicht sehe.

Der stille Zug der ungewissen Nacht
ist mir verhaßt, je mehr er mir willkommen.
Was mir der Tag an Kraft und Tun gebracht,
wird mir in wehem Traum von dir genommen.
  Melancholie, du Zauberin im Grauen,
du mütterliche Quelle meiner Not,
du sanfte Löserin von Gott und Frauen,
von aller Tat, vom Leben und vom Tod.

O Ungenügen, das des Heimwehs Glänzen
umwandelt in Verlangen nach dem Schlaf,
o bittere Müdigkeit, die, ohne Grenzen,
grau wie das Meer, mein helles Herz betraf.

Zu keiner Feier und zu keinem Scheiden
ist meine Seele willig und geschicket,
o öde Abkehr, ohne Wert und Leiden,
in der mein Sinn nur eines noch erblickt:

wie ich die Hände auf der Brust gefaltet,
daliege auf dem Lager in der Nacht,
so still wie einst, wenn dieser Leib erkaltet
und diese Seele ihre Zeit vollbracht.

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