Von was leben heute die Leute

Melodie - A.M. Werau, 1936

Oskar Kanitz nach einer Idee von A. Kaps

1. Wenn ich mir betracht' so die heutige Zeit,
da frag ich mich stets: "Von was leben die Leut' ?"
Sie essen, sie trinken, sie geh'n elegant,
sie landen beim Rennen und rennen auf's Land.

2. Sie spielen, sie rauchen, sie fördern den Sport,
sie fliegen, sie tauchen, sie reisen per Ford.
Sie tanzen , sie lieben, sie handeln, sie streben,
sie geh'n in Konkurs, aber schließlich sie leben,
und das ist der Punkt, den ich nicht erfaß',
die Menschen sie leben, na schön, doch von was ?

3. Wenn ich mir so still meinen Smoking betracht',
den hat man doch nicht gleich als Smoking gemacht,
den hat doch erzeugt nicht ein einzelner Mann,
da hängen doch hunderte Menschen daran,
und wieviel da leben in Arbeit und Ehr'n,
das will ich euch rasch so in Kürze erklär'n.




1. Im Süden, dort wo es stets heiter und warm,
da gibt es im Tal eine herrliche Farm.
Aus tausenden Schafen man Wolle gewinnt,
davon lebt der Farmer, sein Weib und das Kind.
Die Knechte, die Mägde, der Schafefriseur,
der Wäscher, der Färber, der Magazineur,
der Mann, der die Wolle in Säcke sortiert
und sie dann sofort auf ein Schiff transportiert.
Und dort auf dem Schiff, Sie, das ist eine Freud',
da leben einmal wieder folgende Leut':
  2. Der Werfter, der Reeder und der Exporteur,
der Herr Kapitän und der Schiffsingenieur,
der Steuermann, Zimmermann, der Maschinist,
der Heizer, der Koch und der Telegrafist.
Der Obermaat, Untermaat, andere Maden,
und schließlich die Leut', die die Ladung verladen
und legen sie endlich im Hafen dann an,
so führ'n sie die Wolle sofort auf die Bahn.
Und dort auf der Bahn, Sie, das ist eine Freud',
da leben einmal wieder folgende Leut':

3. Vor all'n der Minister und die Direktor'n
und die Direktor'n, die es einmal schon war'n,
der Vorstand, der Führer, der Zollrevisor,
der Träger, der Schaffner und der Kontrollor.
Der Schlosser, der Tischler und dann der Kassier,
der Mann mit den Würsteln, die Frau mit dem Bier,
und fährt dann der Zug endlich in die Station,
so führt zur Fabrik man sofort den Waggon.
Und dort in der Fabrik, Sie, das ist eine Freud',
da leben einmal wieder folgende Leut':

4. Der Baumeister, der die Fabrik hat gebaut,
der Chef und sein Sohn und von dem noch die Braut,
der Zeichner, der Weber, der Manipulant,
der Herr Prokurist und der Herr Praktikant.
Der Mann, der die Stoffe verschickt und verpackt,
der Diener, der sie auf das Postamt dann tragt,
und jetzt kommt der Stoff zum Bestimmungsort hin
und das ist mein Schneider Hans Samek in Wien.
Und bei diesem Samek, das ist eine Freud',
da leben einmal wieder folgende Leut':

5. Der Samek, die Frau und die Schwiegermama,
die Tochter, der Sohn und der Großpapa,
der Hausherr, der Knopf- und der Zwirnfabrikant,
der Zuschneider und der Journallieferant.
Man schneidet, man näht ohne Ruh', ohne Rast,
der Smoking ist fertig, der Smoking, er paßt.
Er paßt und ich zahl' nichts, weil mich das nicht freut,
jetzt sagen sie selbst: "Von was leben die Leut' ?"

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