Grenzlandbauer

Melodie -

Hans Korger

Wie ein einsamer Berg muß ich stehen
im schmalen Land,
mit scharfen Augen und ewig bereiten Händen
muß ich wachen.
Immer wachen; zur Nacht, wenn längst
Haus und Wiese und Wald um mich zur Ruhe gegangen sind
und leiser Duft aus den braunen
Rippen des Ackers aufsteigt.

Wachen bei Tag über meinen bedrohten Rücken,
wenn das Gesicht im Schweiß tief über dem wühlenden Pflug liegt.
Wie bin ich müde und wie muß das Ruhen tun?
Einmal nur ruhen.
Ich aber gehe mein Besitztum ab mit engen Schritten.
Immer wieder ab, denn es liegt so wehrlos
und die strengen Augen meines Volkes
können mich jeden Tag fragen
nach meinem Hof und wie es um mein Feld steht.

Wehe mir, wenn ich da nicht sagen kann
zu meinem Felde:
"Liege du nur! Ich wache über dir
und werde nicht von dir lassen.
Täglich will ich von deinem schmalen Grunde
die scharfen Steine auflesen,
die der Haß von jenseits des Rains auf dich wirft.
Wie könnte ich dein vergessen,
da ich dich täglich neu erwerben muß
in bittrer Liebe."

Aber ich will nicht klagen, wenn ich dich nur halten darf
mit meinen Händen, die gekrümmt sind und leer und kalt
und die abstürben, könnte ich sie nicht
immer wieder wärmen an deinem braunen Leibe.

Verzweifelt müßt ich stehn in meinem verlassenen Armsein,
käm mir nicht je und je ein Tag,
da ich die Hand eng auf dich legen dürfte
um eine Stunde uns dann erreichte,
in der mir vor jäher Herrlichkeit
das Haupt vornübersinkt,
wenn dann wie ein Abendmahl über uns ergeht
das große Lied der Heimat,
das ewige vom Volk.

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