1. Ich bin ein Gast auf Erden Und hab' hier keinen Stand; Der Himmel soll mir werden, Da ist mein Vaterland. Hier reis' ich bis zum Grabe; Dort in der ew'gen Ruh' Ist Gottes Gnadengabe, Die schleußt all Arbeit zu. 2. Was ist mein ganzes Wesen Von meiner Jugend an Als Müh und Not gewesen? Solang ich denken kann, Hab ich so manchen Morgen, So manche liebe Nacht Mit Kummer und mit Sorgen Des Herzens zugebracht. 3. Mich hat auf meinen Wegen Manch harter Sturm erschreckt; Blitz, Donner, Wind und Regen Hat mir manch Angst erweckt; Verfolgung, Haß und Neiden, Ob och's gleich nicht verschuld't, Hab ich doch müssen leiden Und tragen mit Geduld. 4. So ging's den lieben Alten, An deren Fuß und Pfad Wir uns noch täglich halten, Wenn's fehlt an gutem Rat. Wie mußte sich doch schmiegen Der Vater Abraham, Bevor ihm sein Vergnügen Und rechte Wohnstatt kam! 5. Wie manche schwere Bürde Trug Isaak, sein Sohn! Und Jakob, deßen Würde Stieg bis zum Himmelsthron. Wie mußten sie sich plagen! In was für Weh und Schmerz, In was für Furcht und Zagen Sank oft sein armes Herz! 6. Die frommen, heil'gen Seelen, Die gingen fort und fort Und änderten mit Quälen Den erstbewohnten Ort; Sie zogen hin und wieder, Ihr Kreuz war immer groß, Bis daß der Tod sie nieder Legt' in des Grabes Schoß. 7. Ich habe mich ergeben In gleiches Glück und Leid; Was will ich besser leben Als solche große Leut? Es muß ja durchgedrungen, Es muß gelitten sein; Wer nicht hat wohl gerungen, Geht nicht zur Freude ein. |
8. So will ich zwar nun treiben Mein Leben durch die Welt; Doch denk' ich nicht zu bleiben In diesem fremden Zelt. Ich wandre meine Straßen, Die zu der Heimat führt, Da mich ohn' alle Maßen Mein Vater trösten wird. 9. Mein' Heimath ist dort oben, Da aller Engel Schaar Den großen Herscher loben, Der Alles ganz und gar In seinen Händen träget Und für und für erhält, Auch Alles hebt und leget, Nach dem's ihm wohl gefällt. 10. Zu ihm steht mein Verlangen, Da wollt ich gerne hin; Die Welt bin ich durchgangen, Daß ich's fast müde bin. Je länger ich hier walle, Je wen'ger find ich Freud, Die meinem Geist gefalle; Das meist ist Herzeleid! 11. Die Herberg' ist zu böse, Der Trübsal ist zu viel. Ach komm, mein Gott, erlöse Mein Herz, wenn dein Herz will! Komm, mach ein selig Ende An meiner Wanderschaft; Und was mich kränkt, das wende Durch deines Armes Kraft! 12. Wo ich gewohnt indessen, Ist nicht mein rechtes Haus. Wenn meine Zeit durchmessen, Alsdann tret ich hinaus; Und was ich hie gebrauchet, Das leg ich Alles ab; Und wenn ich ausgehauchet, So gräbt man mir mein Grab. 13. Du aber, meine Freude, Du, meines Lebens Licht, Du zeuchst mich, wenn ich scheide, Hin vor dein Angesicht Ins Haus der ew'gen Wonne, Da ich stets freudenvoll Gleich all die helle Sonne Nebst andern leuchten soll. 14. Da will ich immer wohnen, Und nicht nur als ein Gast, Bei denen, die mit Kronen Du ausgeschmücket hast; Da will ich herrlich singen Von deinem großen Thun Und frei von schnöden Dingen In meinem Erbtheil ruhn. |
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