Dessauer Marsch
Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau

Melodie - Theodor Drobisch, 1706

Der Sieg war errungen, Viktoria Schoß
Man flott aus Kartaunen, Kanonen;
Der Dessauer spornte sein stattliches Roß,
Besichtigt Kommunikationen.
Trotz Kontreskarpe, Ravelin, Batterie,
Bewährte sich wieder sein Ferdherrngenie;
An Parallelen verschüttet hält er,
Da kommen drei Senatores daher,
Mit zwölf Musikanten, erst langsam, dann Trott,
Waldhörner, Trompeten, Klarino, Fagott.

Gelüftet das violett-samtne Barett,
So stehen die Herren vom Rate,
Es sehen Hauptleute, Major und Kornett
Die Rats-Musikanten-Parade.
"Prinz Durchlaucht", nimmt einer der Räte das Wort,
"Wir kommen zu danken für Schutz und für Hort;
Wir können nicht lohnen mit Silber und Gold,
Die Musika aber blieb uns treu und hold;
Ein Marsch, unvernommen, allhier komponiert,
Der sei Euch zu Lohn und zu Dank dezidiert".

Ein Marsch? - Mit dem Handschuh von Silber bordiert
Greift eilig der Fürst nach den Noten,
Er, der mit Kartaunen nur musiziert,
Soll knacken melodische Schoten.
Von Taktstock und Linien nicht eine Spur,
Er kannte Schlachtlinie und Ladestock nur;
Ein Kreuz und ein B, Notenköpfe dabei,
Die nicht einmal alle in Glied und in Reih',
Das ist, sozusagen, ihm doch unerhört,
Doch, immer schlagfertig, Musik er begehrt.

Ein handniederschlagendes Zeichen, und kühn
Losschmettern die Zwölfe der Bläser,
Das packt und erregt wie das Schäumen und Glüh'n
Champagnergefüllter Stutzgläser.
Der Dessauer murmelt zum Prinzen Eugen:
"Potz Wetter, Herr Bruder! ich muß euch gestehn,
Der Marsch ist nicht bitter, hört nur, wie es pafft,
Da ist jede Note gemästet mit Kraft,
Mitunter so duse und dann ein: Fahr' hin!
Als stäken zehntausend der Teufel darin".

"Noch einmal! da capo!" der Fürst kommandiert,
Es müsse Heerpauken zur Stelle;
Es rasseln die Trommeln, es wird musiziert,
Als gält's zu erstürmen die Hölle.
Und kaum ist gesunken der ruhmvolle Tag,
So pfiffen die Deutschen die Töne schon nach.
Der Marsch ward lebendig, es wirkte sein Schlag
In der Schlacht noch bei Roßbach, bei Torgau und Prag;
Er glühte, ein nie zuvorlöschender Brand,
Tonmarkig auf Zungen und Herzen im Land.

Unsterblich geboren er heut noch erbraust
Wie alles, was geistiges Leben;
Man holte ihn sich mit dem Schwert in der Faust,
Ein Deutscher hat ihn uns gegeben,
Bringt alle, die ihr stets dem Auslande hold
Zur Tonkunst Gewinne nur immer solch Gold,
Das wollen wir achten, das bringt sich nicht um,
Das macht seinen Lauf um den Erdball herum,
Und wer darob streitet, dem sage ich barsch:
Ungläubiger, denk' an den Dessauer Marsch!
 

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