Vor der Weihnachtsmadonna von Stalingrad
Vor dem Selbstbildnis
Stalingrad
Die Mutter Gottes von Stalingrad
Am Heiligen Abend 1942 bereitete der Oberarzt Dr. med. lic. theol. Kurt Reuber seinen Kameraden im Kessel von Stalingrad eine eigenartige und eindrucksvolle, unvergeßliche Weihnachtsfreude, die ihnen zugleich zu einer starken Hilfe wurde. Als die Männer den notdürftig gegen Kälte und Geschosse schützenden Bunker zur einsamen Weihnachtsfeier unter den Schatten des Todes betraten, standen sie»wie gebannt, andächtig und ergriffen schweigend vor demBild« einer Mutter, die im weiten Mantel ihr Kind birgt. Dieses unter vielen Mühen mit Kohle auf der Rückseite einer großen russischen Landkarte gezeichnete Bild wurde bald die »Weihnachtsmadonna von Stalingrad« genannt und ist unter diesem Namen bereits weithin bekannt worden. Das Bild ist aus dem Kessel herausgekommen, der, der es schuf, ist mit den vielen in Stalingrad geblieben, verschollen. Das Bild der Festungsmadonna hängt im Pfarrhaus zu Wichtmannshausen bei Eschwege in Hessen. *)
Dort, im Hause des Freundes, habe auch ich ergriffen vor diesem Bilde, wie auch vor dem Selbstbildnis und vor zahlreichen anderen Zeichnungen, meist russischen Köpfen, gestanden. Ich habe, als Freundesdienst, der Weihnachtsmadonna den Weg von dort aus weiter bereiten und habe an der Vorbereitung eines Büchleins »Menschenantlitz und Gestalt des Ostens«, das etwa 50 Zeichnungen Dr. Reubers und ein Geleitwort seiner Lebensgefährtin enthält, mitwirken dürfen. Das kleine Buch, das einem größeren Freundeskreise zugedacht war, ist freilich bis auf wenige Stücke in einem Kriegsgebiet verlorengegangen.Vor der Weihnachtsmadonna und vor dem Selbstbildnis, sind die hier folgenden Sonette und Muttergottesgedicht entstanden. Ich lege diese Verse in selbstverständlicher Bescheidenheit in die Hände der Freunde und habe nur den einen Wunsch, daß das Gedächtnis der in Stalingrad Gefallenen und Verschollenen unter uns lebendig erhalten werde.