VALERIUS, Adrianus (Adriaen), niederländischer Dichter, wurde um 1575 in Middelburg geboren als Sohn des französischstämmigen Notars François Valéry. Sein Vater wurde 1582 Schreiber bei den Schützen der Stadt Middelburg und kam um 1592 als Schreiber zu Pieter van Reigersbergh, Bürgermeister der Stadt Vere in der niederländischen Provinz Zeeland. Sein Sohn A. wurde 1598 zum Kontrolleur der Zölle in Vere ernannt. Im selben Jahr heiratete er die Bürgermeisterstochter Christine Adriaensdr. 1606 wurde A. Steuereinnehmer und bekam er auch seine Zulassung als Notar. Im Jahre 1616 wurde er zum ersten Mal zum Schöffen gewählt. Er gehörte somit zum Patriziat dieser reichen Handelsstadt. A. starb am 27.1. 1625 in Vere. - A. war seit 1598 Mitglied der Rederijkerskamer `Missus Scholieren' in Vere. Über seine Tätigkeit darin ist zwar wenig bekannt, aber er erfreute sich zeit seines Lebens offenbar eines gewissen Ruhms als Dichter. 1617 wurde er sogar zum Oberdekan der Kammer gewählt. Weiter gehörte er mit einem längeren religiösen Gedicht zu den zeeländischen Dichtern, die an der Sammlung »Zeeusche Nachtegael« (1623) mitarbeiteten. - A.s Hauptwerk ist »Nederlandtsche Gedenck-Clanck«, ein Geschichtswerk mit darin auch 72 vaterländischen Liedern samt Melodien, das nach seinem Tode von den Erben (vielleicht seinem Sohn François (1604-1634)) herausgegeben wurde. Als historisches Werk ist es ziemlich bedeutungslos, weil es im großen und ganzen einen Auszug aus dem Werk anderer Autoren darstellt. Es war denn auch nicht so sehr als wissenschaftliches Werk gedacht, sondern als erbauliche Lektüre für die Protestanten nach dem Ende des Waffenstillstands im Kampf gegen Spanien 1621. Das Buch sollte ein Ansporn sein, da Gott seine Kirche in den Niederlanden gegründet habe, und man Kirche und Freiheit verteidigen solle. Unzerrüttbares Gottesvertrauen ist das wichtigste Merkmal dieses Werkes. Man solle auf Gott vertrauen, denn mit ihm werde man siegen. Die Haltung des Autors ist also antispanisch und antikatholisch. Der große Wert liegt in den aufgenommenen Gedichten. Darunter finden sich drei ältere Geuzen-Lieder. Die anderen 69 stammen von A.V. selbst und gehören zu den klassischen Gedichten aus der Zeit des Aufstandes. Berühmt wurde vor allem »Wilt heden nu treden«, das auch ins Deutsche (`Niederländisches Dankgebet') und ins Englische übersetzt wurde. Es kam 1893 im Auftrag Kaiser Wilhelms II in die deutschen Liederbücher. V.s Gedichte erfreuten sich im niederländischen Widerstand während des Zweiten Weltkriegs einer neuen Beliebtheit.